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Szenisch-Kreativ oder was ist Psychodrama?

Das Psychodrama ist eine von Jacob Levy Moreno in den 1920er Jahren entwickelte psychotherapeutische Methode, die psychologische, soziale und interpersonelle Konflikte durch dramatisches Handeln und Rollenspiele untersucht und behandelt. In diesem Verfahren werden Klienten (auch Protagonisten genannt) ermutigt, ihre inneren Konflikte, Gefühle, Träume und Beziehungen in einer Theater-ähnlichen Umgebung auszudrücken, um tiefere Einsichten zu gewinnen und emotionale Heilung zu fördern. Das Psychodrama zielt darauf ab, dem Einzelnen zu helfen, ein besseres Verständnis seiner selbst und seiner Beziehungen zu entwickeln und neue Handlungsmöglichkeiten auszuprobieren. In den folgenden Abschnitten wird das Konzept des Psychodramas ausführlich dargestellt, einschließlich seiner historischen Entwicklung, theoretischen Grundlagen, praktischen Anwendung, Rollen und Techniken, sowie seiner Bedeutung in der modernen Psychotherapie.

 

Historische Entwicklung des Psychodramas

Jacob Levy Moreno, war ein österreichisch Psychiater, Soziologe und Dramatiker. Er entwickelte das Psychodrama in den 1920er Jahren in Wien. Moreno war überzeugt, dass traditionelle psychotherapeutische Methoden, die hauptsächlich auf verbale Kommunikation und Introspektion basieren, oft nicht ausreichten, um tiefere emotionale Konflikte und Beziehungsprobleme zu lösen. Er glaubte, dass der Einsatz von dramatischen Methoden, bei denen Menschen ihre Gefühle und Gedanken durch Rollenspiele ausdrücken, eine effektivere Möglichkeit bieten könnte, unbewusste Konflikte zu erkennen und zu bearbeiten.

Moreno war einer der Pionier der Gruppentherapie und sah das Psychodrama als eine Form der Gruppenarbeit, die es den Teilnehmern ermöglicht, ihre persönlichen Themen im Kontext einer unterstützenden Gemeinschaft zu erforschen. Diese Gemeinschaft bietet nicht nur eine Bühne für die dramatische Darstellung individueller Probleme, sondern auch eine soziale Struktur, in der die Teilnehmer voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen können.

Die ersten Psychodramasitzungen fanden in Wien statt, wo Moreno in den 1920er Jahren lebte. Später emigrierte er in die Vereinigten Staaten und setzte seine Arbeit dort fort. Er gründete das "Beacon Hill Sanitarium" in New York, das erste Institut für Psychodrama. Morenos Arbeit beeinflusste nicht nur die Psychotherapie, sondern auch die Soziologie, insbesondere durch die Entwicklung des Soziogramms, einer Methode zur Analyse und Darstellung von sozialen Beziehungen innerhalb einer Gruppe.

 

Theoretische Grundlagen des Psychodramas

Das Psychodrama basiert auf mehreren theoretischen Konzepten, die die menschliche Psyche und ihre Dynamiken erklären sollen. Ein zentrales Konzept ist die "Spontaneität", die als Fähigkeit verstanden wird, auf neue Situationen kreativ und angemessen zu reagieren. Moreno sah die Spontaneität als ein Schlüsselmoment im psychodramatischen Prozess, da sie es den TeilnehmernInnen ermöglicht, aus festgefahrenen Verhaltensmustern auszubrechen und neue Wege der Problemlösung zu erkunden.

Ein weiteres fundamentales Konzept ist die "Rolle". Im Psychodrama wird das menschliche Verhalten als eine Serie von Rollen verstanden, die ein Individuum in verschiedenen Lebensbereichen spielt, sei es als Elternteil, Partner, Freund oder Kollege. Diese Rollen können manchmal zu Konflikten führen, insbesondere wenn sie unklar, widersprüchlich oder unauthentisch sind. Durch das dramatische Ausspielen dieser Rollen können die Teilnehmer im Psychodrama ein tieferes Verständnis ihrer Identität und ihrer Beziehungsdynamiken gewinnen.

Die "Katharsis" ist ein weiteres wesentliches Element des Psychodramas. Sie bezeichnet den emotionalen Reinigungsprozess, der durch das Ausdrücken unterdrückter Gefühle und Konflikte während des Rollenspiels ausgelöst wird. Diese emotionale Entladung ist oft ein kritischer Schritt in der therapeutischen Heilung, da sie den Weg für neue Einsichten und Veränderungen öffnet.

Schließlich ist das Konzept der "Tele", das Moreno von dem griechischen Wort für "Zweck" oder "Ziel" ableitet, zentral im Psychodrama. Es bezieht sich auf die zwischenmenschliche Verbindung und das gegenseitige Verständnis, das zwischen den Teilnehmern entsteht. Tele wird als das grundlegende Bindeglied in menschlichen Beziehungen betrachtet und ist entscheidend für den Erfolg des psychodramatischen Prozesses.

Die Struktur und Techniken des Psychodramas

Das Psychodrama ist in der Regel in drei Phasen strukturiert: die Aufwärmphase, die Aktionsphase und die Integrationsphase. Jede dieser Phasen hat spezifische Ziele und Techniken, die den therapeutischen Prozess unterstützen.

 

  1. Aufwärmphase: Diese Phase dient dazu, die TeilnehmerInnen auf die Arbeit im Psychodrama vorzubereiten. Hierbei kommen verschiedene Aufwärmtechniken zum Einsatz, die darauf abzielen, die Spontaneität und das kreative Potenzial der Gruppe zu wecken. Hier kommen z.B. Bewegungsspiele, Gruppendynamikübungen und nonverbale Interaktionen zum Einsatz. Ziel ist es, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, in der die Teilnehmer sich sicher fühlen und sich öffnen können. Die Aufwärmphase kann auch dazu genutzt werden auf bestimmte Themen vorzubereiten.

     

  2. Aktionsphase: In dieser zentralen Phase des Psychodramas wird der eigentliche Rollenspielprozess durchgeführt. Der/die ProtagonistIn wählt eine Szene oder ein Thema aus, das er/sie bearbeiten möchte, und spielt diese Situation auf der Bühne. Dabei kann er/sie andere Gruppenmitglieder bitten, verschiedene Rollen zu übernehmen, etwa die einer wichtigen Bezugsperson oder eines Aspekts seiner selbst. Die Leitung, steuert und unterstützt den Prozess durch spezifische Techniken wie z.B. das "Doppeln", den „Rollentausch“ oder auch das "Spiegeln", bei dem der Protagonist seine eigene Szene von außen betrachtet, um eine neue Perspektive zu gewinnen.

     

  3. Integrationsphase: Nach der Arbeit auf der Bühne folgt die Integrationsphase, in der die TeilnehmerInnen das in den Rollen (Rollenfeedback) erlebte reflektieren. Darüber hinaus können die TeilnehmerInnen auch teilen, was Sie von dem Gezeigten aus Ihrem Leben kennen (Sharing). Diese Phase ist entscheidend, um die emotionalen und kognitiven Einsichten, die während des Rollenspiels gewonnen wurden, zu verarbeiten und in den Alltag zu integrieren.

 

Rollen im Psychodrama

Im Psychodrama gibt es verschiedene Rollen, die für den Ablauf und Erfolg des therapeutischen Prozesses entscheidend sind. Die wichtigsten Rollen sind:

 

  1. Der Protagonist/ die Protagonistin: Der Protagonist/ die Protagonistin ist die zentrale Figur im Psychodrama und repräsentiert den Klienten, der seine inneren Konflikte und Themen darstellt. Der Protagonist/ die Protagonistin wird in den Mittelpunkt der dramatischen Darstellung gestellt und spielt seine eigenen Erfahrungen und Gefühle aus.

     

  2. Die Leitung: Die Leitung ist z.B. der Therapeut/Coach oder Leiter der Sitzung und übernimmt eine zentrale Steuerungsfunktion. Er unterstützt den Protagonisten/ die Protagonistin dabei, seine Themen zu erkunden, und leitet die Gruppe durch den psychodramatischen Prozess. Der Leiter ist verantwortlich für die Auswahl der geeigneten Techniken und die Sicherstellung eines sicheren und unterstützenden Rahmens für alle TeilnehmerInnen.

     

  3. Die Ich-Hilfen: Die Ich-Hilfen sind andere Gruppenmitglieder, die in der Aktionsphase verschiedene Rollen übernehmen, etwa als Familienmitglieder, Freunde oder sogar innere Aspekte des Protagonisten/ der Protagonistin. Sie helfen dem Protagonisten/ der Protagonistin, sein/ ihr Tehma im Rollenspiel auszudrücken und zu klären.

     

  4. Die Zuschauer: Die Zuschauer besteht aus den übrigen Gruppenmitgliedern, die nicht aktiv an der aktuellen Szene teilnehmen. Obwohl sie nicht direkt in das Rollenspiel eingebunden sind, spielen sie eine wichtige Rolle, indem sie Feedback geben und durch ihre Anwesenheit eine unterstützende Gemeinschaft bilden.

     

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